Bayerischer Wald mit der Bergwandergruppe des DAV Nürnberg

Diese Tour war von Sabine Hain organisiert und wir waren 10 Teilnehmer. Wir fuhren am Morgen gemeinsam mit dem Zug über Plattling, Zwiesel nach Bodenmais und marschierten dort vom Bahnhof los auf dem Rißlochweg Richtung NNW aus dem Ort hinaus, weiter durch den Wald. Der Weg war vom Wanderparkplatz aus schon überfroren und spiegelglatt.

So legten wir gleich die Grödeln an, ohne die ein sicheres Fortkommen fast nicht möglich gewesen wäre. Nach 300 m verlief der Weg steiler und wurde zu einem felsigen Steig durch den Wald. Im weiteren Verlauf war die Oberfläche halb felsig, halb eisig, sodass jeder überlegen musste, ob es besser mit oder ohne Grödeln machbar ist. Dann war doch wieder das Eis vorherrschend, also zogen die meisten die Grödeln wieder an. Wir nahmen den markierten Abzweig zu den Rieslochwasserfällen und hatten kurz vor 12 die „Untere Wasserstube“ erreicht: sehr idyllisch, halb gefroren floss das Wasser in mehreren hohen Stufen über filigrane Eisgebilde hinweg oder durch sie hindurch. Nach einer andächtigen Pause gingen wir nicht auf den Hauptweg zurück, sondern überquerten die Brücke und nahmen den Aufstieg links vom Wasserfall, der schwieriger, aber auch schöner ist. Immer wieder blickten wir vom anspruchsvollen, ebenfalls häufig vereisten Steig nach rechts auf bizarre Kristallgebilde, durch die das Wasser sprudelte und passierten die „Obere Wasserstube“.

Später ging es dann auf geschlossener Schneedecke über die Hochebene durch lichten Wald. Wir entschlossen uns für einen Abstecher und marschierten Richtung Mittagsplatzl / Großer Arber (nicht Richtung Chamer Hütte). Es ging an einem gefrorenen Bachbett entlang und wir überquerten eine breite Loipe. Die Sonne schien und ließ den märchenhaften Winterwald glitzern. Bei einer Wegteilung verfolgten wir weiter die Richtung Mittagsplatzl, nicht Großer Arber. Von hier waren es noch 800 m durch den Wintertraum: in filigransten Mustern verzuckerte Fichten säumten unseren Weg. Um 13.30 hatten wir den Platz erreicht. Von hier weitete sich die Sicht auf den Arbersee und das Tal hinunter.

Von der Bank schaute nur noch die Rückenlehne heraus, so hoch war der Schnee hier. Nach einem kleinen Aufenthalt hier gingen wir den Weg zurück bergab und über die verschneite Hochebene, dann Richtung Norden weiter und erreichten gegen 15 Uhr den großen Arber (1455 m), den höchsten Berg des Bayrischen Waldes und gleichzeitig den höchsten Berg Bayerns außerhalb der Alpen. Der Gipfel wirkt eher wie ein Plateau und es gibt dort mehrere Gebäude, zwei davon mit Radarkuppeln der Luftwaffe. Die Aussicht, normalerweise über den gesamten Bayrischen Wald, war aufgrund von verdichtetem Nebel nicht vorhanden, Freude am Gipfel empfanden wir dennoch. Anschließend drehten wir einen Linksschlenker und gingen den Wanderweg 2 km Richtung Osten bis zur Chamer Hütte (1289 m). Dort erwartete uns ein Schreck: Die Wirtsleute hatten keine Buchung von uns für heute Nacht, sondern nur für den Folgetag! Sie hatten nicht mit uns gerechnet und wollten um 17 Uhr die Hütte verlassen. Wo der Fehler lag, war nicht zu ermitteln. Jetzt war guter Rat teuer. Nach längerer Diskussion einigte man sich darauf, dass wir jetzt am Nachmittag noch eine warme Mahlzeit bestellen konnten und ab 17 Uhr allein auf der Hütte sein würden. Das Frühstück inkl. Kaffeemaschine stellten uns die Wirtsleute schon bereit. So bezogen wir unsere Mehrbettzimmer, genossen eine warme Mahlzeit und bestellten schon alle Getränke für den Abend vor, der dann trotz allem fröhlich verlief.

Nach einem eigenverantwortlichen Frühstück brachen wir auf, warm eingepackt, und stiegen die kurze Strecke zum Kleinen Arber (1384 m) hoch, ein idyllisches Plätzchen, von dem aus man sehr schön zum Großen Arber hinüberblicken konnte, und das bei sonnigem Wetter. Richtung Nordwesten führte uns die Route nach einer offenen Ebene durch den Wald. Um halb 11 erreichten wir den ersten Aussichtspunkt beim Enzian und genossen den Blick auf den Großen und den Kleinen Arber. Unser Weg führte durchgehend am Fernwanderweg E6 „Goldsteig“ entlang. 10 vor 11 standen wir auf dem Gipfel des Enzian (1286 m), kahl und flach, aber mit einem großen Gipfelkreuz, und hatten einen weiten Blick nach Süden. Weiter ging es sanft bergab auf ausgetretenem Schneepfad, In diesem Gebiet mit lockerem Baumbewuchs und viel Totholz dazwischen überwintert auch der Auerhahn. Um 11.20 hatten wir den Gipfel des Heugstatt (1262 m, etwa 5 km westnordwestlich des Großen Arbers) erreicht, der sich auszeichnet durch eine nette kleine Sitzgruppe und ein aus zwei Ästen gebundenes Kreuz mit Tibetfahnen. Von hier bot sich wieder ein weiter Ausblick Richtung Süden. 

Hier hielten sich zwei Ranger auf, die Infomaterial über den Naturschutz im Bayrischen Wald anboten. Weiter ging’s - gegen 12 Uhr hatten wir die Berghütte Schareben erreicht und genossen auf der großen Sonnenterrasse Apfelstrudel und Tee. Da der Tag noch jung war, machten wir uns 13.15 auf zu einem Abstecher auf den Hochstein, ein 1134 m hoher Sporn des Heugstatt und zum Naturraum des Arbermassivs gehörend. 13.45 hatten wir den kleinen Gipfel erreicht über einen teils ansteigenden Waldweg am Südhang entlang, wo der Schnee zur Hälfte weggetaut war. Auch hier gab es schönen Ausblick. Wir gingen den gleichen Weg zurück und waren um 14.45 zurück an der Hütte. Dort waren wir gut untergebracht und ließen den Tag gemütlich mit gutem Essen, Gesprächen und lustigen Ratespielen ausklingen.

9.15 verließen wir die Hütte, marschierten erst 20 min den Hüttenweg zurück, bis wir wieder auf dem Goldsteig waren, den wir nach links Richtung Norden durch Wald weiterverfolgten. Diesmal versuchte ich es ohne Grödeln, was bedeutete, dass es, andersherum als gestern, galt, Felstritte im vereisten Weg zu finden, was ganz gut gelang. Über Schnee, Stock und Stein, war unsere Umgebung wieder wunderbar winterlich verschneit. Viertel nach 10 erreichten wir das Schwarzeck (1238 m), ein kleiner Felskopf mit wunderschöner Aussicht, z.B. zum Kleinen Arber und nach Süden über die ganze Weite des Bayrischen Waldes. 

Der Weg verlief nun eher westlich. Es war inzwischen wieder so mild, dass wir ohne Jacke laufen konnten. Es gab auch ein paar Abstiegspassagen über schneebedeckte, teils überfrorene Felshänge, was ohne Grödeln wieder schwieriger war. Die Stöcke waren hier unentbehrlich. Nach 10 min waren wir an einem weiteren Gipfel, wahrscheinlich der Hängende Riegel (1183 m), mit einem sehr schönen Gipfelkreuz. Am Waldwiesenmarterl mit Rastplatz machten wir gegen 11 Uhr Teepause. Nach fortgesetztem Marsch erreichten wir kurz vor 12 eine größere Hochebene. Am Ödriegel mit drei Felsköpfen war das Gipfelkreuz, 50 m rechts vom Wanderweg, mit einer Solarzelle ausgestattet, weshalb es „Leuchtendes Gipfelkreuz“ genannt wird. Wir setzten unseren Weg über schmale, verschlungene Pfade fort und machten zwischen Ödriegel und Mühlriegel schließlich einen Stopp zum Abnehmen der Grödeln. 

Um 12.30 kamen wir zum Mühlriegel (1080 m): wieder ein kleiner Felskopf, auf den man mit einigen Schritten gelangen konnte und der den anderen Gipfeln vom Panorama in nichts nachstand und, wie die anderen Berge hier auch, aus Gneis und Granit besteht. An diesem schönen Platz gönnten wir uns eine Mittagspause. 20 vor zwei dann erreichten wir unser Ziel, den kleinen Ort Eck mit dem gleichnamigen Berggasthof. Vom Start bis hier sind es gute 9 km, 318 hm hoch und 495 hm hinunter. Im Gasthof kehrten wir ein und ließen uns das Mittagessen schmecken. Vom Gasthof die Landstraße 70 m links befindet sich die Bushaltestelle. Um 14.32 brachte uns von dort der Bus VLC 614 nach Bodenmais. Von dort fuhren wir, erfüllt von unseren winterlich-idyllischen Naturerlebnissen, zurück nach Nürnberg.

Annette Kiesewetter